Kulturnacht 2024 - wir sind im Amannhof

Der Amannhof war in seinem Ursprung ein Gefängnis. Von den dunklen, steinernen Zellen für die armen Schlucker  bis hinauf zu den beheizbaren Zellen für die Schurken der höheren Stände wurde hier eingesessen und abgebüßt. Dies nimmt die Theatermacherin Janne Wagler zum Anlass, in einer Schreibwerkstatt mit Gefangenen der heutigen Justizvollzugsanstalt sich schreibend auseinanderzusetzen.

Der Blick durchs Gitter von innen nach außen, des Ungehörte, das Ungesagte, das Unsagbare - es darf zum Wort werden. Der Gedanke darf zum Wort werden. Emotionen zulassen, sich den eigenen Emotionen stellen, sich sehnen nach dem, was kommt, nach dem DANACH, nach dem Frei sein - dies sind einige der Themen.

Ein Leit-Motto der Arbeit ist ein Gedicht von Goethe:  Die Gedanken sind frei, so auch das geschriebene Wort: einmal gedacht, geschrieben, gelesen, angeschaut, erhält es Gewicht und Sinn.
In berührenden Texten wird erzählt von der Trauer, auf der schiefen Bahn gelandet sein und von der Sehnsucht, wieder ins Lot zu kommen. Die Literatur als Toröffner in ein Gedankenspiel von Möglichkeiten von Zukunft.
Als Künstlerin, als Frau begibt sich Janne Wagler an einen Ort, an dem kaum Raum, ist für Kunst, für das Subtile. Sie schiebt sich zwischen die raue Energie, sie spürt, erforscht, gibt den verletztlichen Seiten der Männer einen Raum, sich zu zeigen. Schreibend entsteht ein Raum für Träume und Visionen.
Diesen verleiht sie ihre Stimme, und so dringen die Stimmen von Gefangenen am Abend der Kullturnacht "durch die Gitterstäbe nach außen".

Interventionen in den Beständen des Museums durch Kunstwerke der Gegenwart machen auf
überraschende Weise Parallelen oder Kontraste zwischen den entsprechenden Zeiten sichtbar.
Bei einer Aktion von Claudia Emrich können die Besucher die Entstehung von spontanen
Zeichnungen live erleben.
Mit Bildern, Objekten und Skulpturen sind beteiligt: Michael Stark, Claudia Emrich, CHC Geiselhart, Barbara Oswald, Jutta Peikert, Herbert Schmidt, Olga Sitner, Karsten Wieprich.
Vor dem Gebäude wird von Wolfgang Abarts Schule „Lebendige Schwertkunst“ historisches Fechten
aus der Zeit um 1300 vorgeführt. Dabei wird auch die Gelegenheit geboten, sich selbst in dieser
Disziplin mal auszuprobieren.


BARBARA OSWALD

Titel:

Unheimlich, passiert was?

Aus der Reihe Schattenbilder in Wachs werden einige Arbeiten zu sehen sein.

Foto: B. Oswald

 

Erdgeschoss,niedriger Gewölbekeller-ehemaliges Verlies.
Jutta Peikert:
Grob gearbeitete Figuren aus Ton,bis 70cm hoch.Sie sind unbekleidet, in kreatürlicher Nacktheit, ausgeliefert.

Sie drängen sich aneinander, suchen Schutz. Wovor,vor wem haben sie Angst?
Fürchten sie die Schergen?Die Scharfrichter? Den Mob?

In den großformatigen Bildern von Herbert Schmidt verbindet sich auf wunderbare Weise das Historische mit dem Modernen.

Der Amannhof war einst die Wohnstatt eines Scharfrichters. Verschiedene Objekte von
Claudia Emrich bringen dies in Beziehung zu Schriften Kafkas wie bspw. „Der Prozeß“.
An Ort und Stelle wird sie hierzu live zeichnen.

Auch an einem anderen Ort können Sie während der Rottenburger Kulturnacht Kunst erleben, die auf Initiative des Künstlerhofs (Barbara Oswald) entstand. Bereits ab der Eröffnungsveranstaltung des Jubiläumsjahres am 12. April gibt es im „Rundbau“ der Festhalle noch einmal das Gemeinschaftswerk „Puzzlewerk Köpfe“ zu bestaunen. Zwanzig Künstler*innen aus und um Rottenburg wirkten im letzten Jahr daran mit.